Call for papers

 

CALL FOR PAPERS

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„Machen Sie, was Sie wollen!“

Autorität durchsetzen, absetzen und umsetzen

Elfriede Jelineks Werk aus transdisziplinärer Perspektive

 

Internationales Symposium

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27-29 März 2014

Lyon, Saint-Etienne (Frankreich)

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„Es darf keine Auswirkung haben, was man sagt, auf Wirkung muß man sogar ganz besonders verzichten, freiwillig, man muß beim Schreiben auf jede Wirkungsmächtigkeit  überhaupt total verzichten.“ (Elfriede Jelinek)

     Elfriede Jelineks Werk wird gewöhnlich unter dem Aspekt der Subversion und Dekonstruktion autoritärer Diskurse untersucht. Ziel des Kolloquiums ist jedoch, das Konzept der Autorität anhand der Figur der Autorin selbst sowie in ihrem Werk zu hinterfragen und die daraus hervorgehenden Widersprüche aufzudecken. Das einführende Zitat ist daher vielmehr in Frage zu stellen und nicht als auktoriales Machtwort auszulegen.

 Dem Lateinischen entlehnt bezeichnet der auctor einerseits „denjenigen, der für sein Werk bürgt“, andererseits „denjenigen, der kraft seines Werkes als Autorität gilt“ (A. Compagnon). Im Kontext der Krise der Autorität sowie der des Autors in persona dekonstruiert und entweiht Elfriede Jelinek die Autor(Innen)figur, indem sie z.B. sich selbst bzw. andere „Ichs“ – wie „Elfi“ oder gar „die Autorin“ – unverhohlen in ihren Texten auftreten lässt. Solche Mise en abyme-Verfahren und intertextuellen Verschränkungen verschieben und verschleiern die auktoriale Autorität. Inwiefern kann sich die Autorin noch für die Lesarten ihrer Texte verbürgen? Lässt der „Lesepakt“  (Ph. Lejeune) unzählige Auslegungen und (auktoriale) Echos zu?Sollte man sich daher Roland Barthes anschließen und ein gutes Jahrzehnt nach der „Rückkehr des Autors“ (Jannidis, 1999) abermals seinen „Tod“ verkünden? Eine präzise Analyse von Elfriede Jelineks Werk – und insbesondere der Essays und Gespräche – mag die mannigfachen Verschiebungen der auktorialen Macht, die sich selbstständig ab- und ersetzt, ja sich sogar offenkundig auf andere Autoritäten beruft (z.B. die kanonischen Texte der Dekonstruktion, Barthes, Deleuze, Derrida…), an den Tag legen. Doch bedarf Elfriede Jelinek der auctoritas anderer oder handelt es sich um ein spielerisches Täuschungsmanöver, das die Leser/Innen irrezuleiten sucht?

Elfriede Jelineks Werk lädt gleichfalls dazu ein, die Paradoxe der Rezeption der Wiener Schriftstellerin sowie der Rezeption ihres Werkes zu hinterfragen. Was genau sind die Rezeptionsmodalitäten und -Umstände der Autorin in Österreich sowie im Ausland? Dies auch im Hinblick auf das breitere Publikum, Forschung und Wissenschaft, Übersetzung, Theater- und Verlagswelt. Welche ausschlaggebenden Argumente wären bezüglich der Autorität der Autorin, ihres Werkes und dessen Rezipienten zu nennen? Und inwiefern hat dies mit ihrem „Kanonisierungsprozesses“ (A. Viala) zu tun?

Die Tagung lädt dazu ein, sich mit folgenden Aspekten auseinanderzusetzen:

  • Elfriede Jelineks symbolisches Kapital als moralische Instanz im In- und Ausland;
  • Elfriede Jelineks Verhältnis zu ihrer Kanonisierung, zur Institutionalisierung ihres Werkes, sowie ihr Verhältnis zur Germanistik (oder eher umgekehrt);
  • Die paradoxe Entstehung eines „Mythos Jelinek“ (R. Winter) und das unehrerbietige Spiel der Autorin gegenüber (z.B. in den Inszenierungen);
  • Die mittels der Texte entwickelten editorischen und diskursiven Strategien der Autorin und ihr Verhältnis zur Frage des „geistigen Eigentums“ bzw. des Urheberrechts;
  • Stimmen, Formen und Figuren der Autorität und ihrer Widerlegung, Darstellungen der Macht und ihrer Anfechtung innerhalb Elfriede Jelineks Werks;
  • Die Rezeption ihrer Schreibweise durch andere Gegenwartsautoren sowie ihre eigene Beziehung zu den Texten allgemein anerkannter „klassischer“ Autoren;
  • Sinn- und Autoritätsverschiebungen in den Inszenierungen und Verfilmungen ihrer Texte;
  • Die Verlagerung(en) von Sinn, Autorität und auktorialer Macht in Elfriede Jelineks eigenen Übersetzungen und in den Übersetzungen ihres Werks.

Ziel:

Das internationale, transdisziplinäre Symposium soll Doktoranden und Forscher unterschiedlicher Fächer (Germanistik, Linguistik, Theaterwissenschaft, vergleichende Literatur, Recht…), Übersetzer, Regisseure, Schauspieler und Dramaturgen miteinander vernetzen.

Eine Veröffentlichung der Beiträge in der Publikationsreihe des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums im Praesens Verlag ist geplant.

Prozedur:

Die Abstracts sind bis zum 15. April 2013 auf der Webseite des Symposiums einzureichen: http://jelinek2014.sciencesconf.org/ Weitere Angaben zur Teilnahme, zum Ablauf und zur Kostenübernahme sind dort abrufbar. Fragen an die Organisatorinnen des Symposiums können direkt über die Plattform gestellt werden.

Der Abstract sollte u.a. eine knappe Biographie des Autors enthalten und den methodischen Ansatz der Untersuchung angeben.

Tagungssprachen: Französisch und Deutsch

 

Programmkomitee:

Dr. Arlaud, Sylvie (a.o. Professorin, Universität Paris IV-Sorbonne)

Prof. Dr. Banoun, Bernard (Universität Paris IV-Sorbonne)

Prof. Dr. Fleig, Anne (Freie Universität Berlin)

Prof. Dr. Hoffmann, Yasmin (Universität Orléans)

Prof. Dr. Janke, Pia (Universität Wien, Leiterin der Forschungsplattform Elfriede Jelinek)

Klein, Delphine (A.T.E.R., Universität Jean-Monnet, St-Etienne, Doktorandin, Universität Lumière Lyon 2)

Prof. Dr. Maier-Schaeffer, Francine (Universität Rennes 2)

Vennemann, Aline (A.T.E.R, Université de Haute-Alsace, Doktorandin, Universität Rennes 2 / Freie Universität Berlin)

Prof. Dr. Zschachlitz, Ralf (Universität Lumière Lyon 2)

 

Konzept und Organisation:

Delphine KLEIN in Zusammenarbeit mit Aline VENNEMANN

 

 

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